Mittwoch, 11 November 2009 21:18

Stücke mit Seele

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Aus DIE RHEINPFALZ vom 16.12.08:

Adventskonzert des „Kolpingblasorchesters“ in der Marienkirche

Adventskonzerte gibt es in diesen Tagen viele. Aber nicht alle haben außer reinen Weih-nachtsliedern auch andere, gemäß der Jahreszeit nichtsdestoweniger besinnlich und nachdenklich stimmende Lieder im Programm. Beim traditionellen Adventskonzert des „Kolpingblasorchesters Kaiserslautern“ in der voll besetzten Marienkirche – das zugleich auch das Jahresabschlusskonzert war – zeigten die Vortragenden ihre Fähigkeiten in einem breiten interpretatorischen und stilistischen Spektrum.

Ein Dutzend Beiträge des Orchesters selbst, dazu je zwei Titel der Bläserklasse und des Jugendorchesters waren reichlich Stoff, um am Sonntag über 100 ebenso kurzweilige wie anspruchsvolle Minuten randvoll zu füllen. Dabei rahmten zwei emotional anrührende Choräle jeweils in der Anfangs- und Schlussphase des Konzerts die Veranstaltung ein. Da die Texte mit dem Programm gleich mitgeliefert wurden, sangen viele Besucher auch zuerst „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ und später „Gib uns Frieden jeden Tag“ aus voller Brust mit. Das schuf jedes Mal eine ganz besondere, innige Atmosphäre.

Dazwischen entwickelte sich jenes abwechs-lungsreiche musikalische Szenario, das von „klassischen“ Weihnachtsweisen (etwa dem einführenden „Es kommt ein Schiff geladen“) über jahreszeitlich passende Kompositionen (die schmissige „Petersburger Schlittenfahrt“ zum Beispiel – inklusive perkussiven Peitschenknallen) bis zum bittersüßen Traditional „Greensleeves“ und dem festlichen „Concerto d’Amore“ reichte.

Allen Werken war gemein, dass sie entweder erst in den vergangenen Jahren entstanden sind oder zumindest ganz frisch und zeitgenössisch arrangiert waren. Das ließ das Programm bei aller gebotenen Festlichkeit insgesamt auch recht leichtgängig-modern wirken.

Zum guten Eindruck trugen freilich auch die Spielweise und die Interpretationsfähigkeit der Orchestermitglieder unter der souveränen musikalischen Leitung von Frank Wißmann bei. Das unter die Haut gehende „Bethlehem Tryptichon“ etwa oder das buchstäblich phantasievolle „Christmas Fantasy“ zeugten hier von hoher spielerischer Sicherheit und dem Vergnügen, viel Seele in jedes Stück zu legen und sei es auch noch so komplex und sämtliche Aufmerksamkeit fordernd. Selbst die für ein Konzert dieser Art nicht ganz ideale Akustik konnte weder die Ensemblemitglieder ablenken noch die Konzertbesucher von ihrer durch beständigen Beifall ausgedrückten Begeisterung entfernen.

Besondere Höhepunkte markierten an diesem Nachmittag zum einen die Bläserklasse des Orchesters unter der Leitung des Vereins-vorsitzenden Andreas Vicinus (der an anderer Stelle auch als Saxophon-Solist beeindrucken konnte) mit zwei bemerkenswert aufgeführten Programmpunkten. Einer davon war das mit viel Beifall aufgenommene „Winter Festival“ Medley – da kam Stimmung auf.

Zum anderen präsentierte das unter der kombinierten Leitung von Frank Wißmann und Andreas Vicinus stehende Jugendorchester das symphonisch angelegte „Dark Forest“ – als Komposition alles andere als einfach, aber hier dennoch sauber und überzeugend gespielt. Hier zeigte sich, dass auch die pädagogischen Bemühungen und Einrichtungen des Orchesters reiche Früchte tragen.

Andreas Keller

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